Das Pflegetagebuch

Haben Sie einen Pflegegrad beantragt, so wird Ihre Pflegekasse den Medizinischen Dienst bei gesetzlich Versicherten bzw. Medicproof bei privat Versicherten mit der Feststellung des Pflegegrads beauftragen. Dabei wird der Begutachter darauf achten, wie selbständig Sie sind bzw. welche Einschränkungen in Ihrer Selbständigkeit vorliegen. Ein Pflegetagebuch kann eine nützliche Stütze bei der Begutachtung sein.

Warum Pflegetagebuch?

Der Begutachter des Medizinischen Dienstes (MD) bzw. von Medicproof wird mit Ihnen rechtzeitig einen Begutachtungs-Termin vereinbaren, so dass Sie genügend Zeit haben, sich auf diesen Termin vorzubereiten. Das ist auch wichtig, denn bei diesem Termin wird Ihre Pflegesituation beurteilt und auf dieser Basis Ihr Pflegegrad ermittelt. Die Begutachtung dauert ca. eine Stunde, wenig Zeit, um den gesamten Pflegealltag zu erfassen. Um den Pflegebedarf möglichst realistisch einzuschätzen, hilft ein Pflegetagebuch.

Wie unterstützt mich ein Pflegetagebuch?

Die Begutachtung ist eine außergewöhnliche Situation, in der sowohl der Pflegebedürftige als auch der Angehörige angespannt sein können. Schließlich geht es um viel, um die realistische Einschätzung der Selbständigkeit, um einen angemessen Pflegegrad und schließlich um die damit verbundenen Pflegeleistungen der Pflegekasse. Ein Pflegetagebuch unterstützt Sie bei dem Begutachtungstermin in mehrfacher Hinsicht.

 

    1. Im Vorfeld der Begutachtung können Sie sich mit Hilfe des Pflegetagebuchs mit den Kriterien der Begutachtung vertraut machen und sich auf den Termin vorbereiten.
    1. Die Begutachtung dauert in der Regel nur ca. eine Stunde und soll ein realistisches Bild der Pflegesituation und des Unterstützungsbedarfs liefern. Anhand der Pflegedokumentation kann sich der Gutachter ein umfassendes Bild vom Pflege- und Betreuungsaufwands für den Pflegebedürftigen machen und muss sich nicht allein auf seine Beobachtungen verlassen.
    1. Mit einem Pflegetagebuch stellen Sie sicher, dass alle Kriterien in die Begutachtung einfließen, unabhängig von der Tagesform des Pflegebedürftigen. Gerade bei demenzkranken Pflegebedürftigen kann dies entscheidend sein, denn das Krankheitsbild verändert sich nicht nur im Verlauf der Krankheit, sondern ist in vielen Fällen auch von der Tagesform und -zeit abhängig. Wenn Ihr demenzkranker Angehöriger bei dem Begutachtungstermin gerade einen guten Tag hat, kann der Begutachter nur schwer eine realistische Einschätzung des Unterstützungsbedarfs treffen.
    1. Der Begutachtungstermin ist für den Pflegebedürftigen eine ungewohnte Situation, die einer Prüfungssituation ähnelt. Aus diesem Grund wollen sich die Pflegebedürftigen oft in einem guten Licht darstellen und beschönigen ihre Situation oder strengen sich ganz besonders an. Oft spielt auch Scham eine wichtige Rolle dabei. Auch hier hilft ein Pflegetagebuch, ein realistisches Bild zu vermitteln.

Wie führe ich ein Pflegetagebuch?

In einem Pflegetagebuch dokumentieren Sie alle pflegerischen und unterstützenden Tätigkeiten. Dabei sollten Sie sich an den neuen Begutachtungsrichtlinien orientieren, die seit dem zweiten Pflegestärkungsgesetz den Begriff der Pflegebedürftigkeit in den Mittelpunkt stellen. Es geht nicht mehr um die Ermittlung des zeitlichen Aufwands bei der grundpflegerischen Versorgung, sondern um die Beurteilung der Einschränkungen der Selbständigkeit. Dabei werden folgende Kriterien, auch Module genannt, unterschieden:

    1. Mobilität
    2. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
    3. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
    4. Selbstversorgung
    5. Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen
    6. Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte

Viele Pflegeprotokolle enthalten noch zwei weitere Module – außerhäusliche Aktivitäten und Haushaltsführung. Diese Module fließen zwar nicht in die Beurteilung des Pflegegrads ein, können aber für die Ermittlung des Unterstützungsbedarfs durchaus hilfreich sein.

Beim Führen des Pflegetagebuchs sollten Sie folgende Punkte beachten:

    • Verwenden Sie ein aktuelles Pflegetagebuch.
    • Führen Sie das Pflegetagebuch mindestens zwei Wochen lang.
    • Dabei sollten Sie so ehrlich und genau wie möglich sein.
    • Notieren Sie alle verwendeten Hilfsmittel (z.B. Inkontinenz Hilfsmittel).
    • Dokumentieren Sie auch Besonderheiten und individuelle Schwierigkeiten.
    • Vermeiden Sie Übertreibungen, aber beschönigen Sie nicht die Pflegesituation.

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